Zusammenfassung des Interviews
Zu Beginn dieses Interviews fragt der Moderator Viktor Frankl nach einem Zitat von Nietzsche: „Wer ein Warum zum Leben hat, erträgt fast jedes Wie“. Es gilt als einer der wichtigen Leitsatz des österreichschen Psychiaters und Holocaust-Überlebenden. Frankl erklärt, dass es überlebenswichtig sei, einen Sinn im Leben zu haben. Er ist überzeugt davon, dass der Wille zum Sinn die primäre Motivation des Menschen ist, ganz im Gegensatz zu deterministischen und instinktgetriebenen Theorien. Frankl stellt die Logotherapie als einen psychotherapeutischen Ansatz vor, bei dem die Suche nach Sinn im Mittelpunkt steht. Selbstverwirklichung ist nur ein Nebenprodukt, niemals das Ziel.
Die Diskussion zwischen Frankl und dem Moderator verlagert sich auf die Erfahrung der inneren Leere und die Unterschiede zwischen europäischen und amerikanischen Studierenden. Unabhängig davon, wer nun schwerer betroffen sei, betont Frankl die Bedeutung von Mitgefühl und der Unterstützung derjenigen, denen der Sinn für Sinn fehlt. Es gehe nicht darum, einen Wettbewerb zu entfachen, wem es schlechter geht, sondern darum, für Unterstützung zu sorgen.
Zentral im Ansatz der Logotherapie sind Werte als Möglichkeiten zur Sinnverwirklichung. Frankl kategorisiert Werte in drei Arten: schöpferische, Erlebnis- und Einstellungswerte. Die schöpferischen Werte beziehen sich auf das aktive Tun einer Person, bspw. bei einem Projekt auf der Arbeit. Bei den Erfahrungswerten geht es darum, einen Sinn darin zu finden, etwas oder jemanden zu erleben, etwa einen Sonnenuntergang zu genießen oder die Einzigartigkeit eines Individuums zu erkennen. Einstellungswerte konzentrieren sich auf die Wahl der eigenen Reaktion auf Leiden – und zwar immer dann, wenn die Verwirklichung von schöpferischen und Erlebniswerten nicht (mehr) möglich ist.
Frankl erzählt von seinen Erlebnissen in einem der vier Konzentrationslager, die er überlebte, wo er und andere Gefangenen Trost in der Schönheit eines Sonnenuntergangs fanden. Er stellt fest, dass man selbst im Angesicht des Todes seine Haltung bewusst wählen und einen Sinn finden kann. Frankl schließt mit der Erklärung, dass die Vergangenheit eine Bedeutung hat, da alles, was man getan oder erlebt hat, ob positiv oder negativ, für immer erhalten bleibt und nicht rückgängig gemacht werden kann. Die Vergangenheit ist wie eine große Scheune, in der alle Handlungen eines Menschen gespeichert sind, sie sind unumkehrbar geschehen.