Worum geht es wirklich, wenn wir von Bildung sprechen?
In einer Welt, die von Hektik und Komplexität geprägt ist, scheint es manchmal schwierig, Raum für die wirklich wichtigen Fragen des Lebens zu finden. Doch was wäre, wenn Bildung nicht nur das Erlangen von Wissen wäre, sondern uns dabei helfen könnte, ein erfülltes und sinnvolles Dasein zu führen? In seinem faszinierenden Vortrag hat Prof. Dr. Wilhelm Schmid diese Frage diskutiert, aus denen vier Erkenntnisse über Bildung und ihre Bedeutung für unser Leben beleuchtet.
- Zu Beginn befasst er sich mit dem Thema Persönlichkeitsentwicklung und betont die entscheidende Rolle der Lehrenden. Eine Schule, in der wirklich für das Leben gelernt wird, muss einen Raum schaffen, in dem junge Menschen ihre Potenziale entfalten können. Dabei ist nicht nur die fachliche Ausbildung der Lehrpersonen von Bedeutung, sondern insbesondere ihre Fähigkeit, eine Umgebung des Vertrauens und des Wachstums zu schaffen. Denn am Ende sind es immer Menschen, die auf Menschen reagieren.
- Schmid berichtet zudem von seinen Begegnungen mit Jugendlichen, die sich oft um konkrete Lebensfragen und die Suche nach Sinn drehen. Bildung sollte nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch die Fähigkeit zur Selbstgestaltung und zur Auseinandersetzung mit Fragen des Lebens fördern. Gerade junge Menschen haben Fragen, die tief in ihre Existenz hineinreichen, wie beispielsweise die Frage nach der Liebe und wie man sie erkennt. Eine Schule, die Raum für solche Fragen bietet, ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, sich selbst besser kennenzulernen und sich mit anderen Menschen zu verbinden.
- Wir leben in einer Zeit, in der wir uns von vielen Normen befreit haben. Doch an den Stellen, wo herkömmliche Normen zunehmend an Bedeutung verlieren, fehlen neue Formen und es entsteht ein Vakuum. Deswegen ist es Aufgabe von Bildung, neue Formen und Wege der Lebensgestaltung zu finden. Dabei geht es nicht darum, zu erklären, wie das genau geht, sondern darum, junge Menschen auf ihrem Weg zu begleiten. Im Kern geht es darum zu lernen zu entscheiden, welche der Möglichkeiten in die Wirklichkeit umgesetzt werden (und welche nicht).
- Die große Sehnsucht nach Sinn im Leben aufgrund der fehlenden äußeren Normen beleuchtet Schmid ausführlich im letzten Teil. Er bezeichnet Sinn als das Kernthema der Lebenskunst. Es gibt vier Ebenen, um zu erfahren: die sinnliche (körperliche), die seelische, die geistige, die transzendentale. Darüber hinaus ist es wichtig, dass Leben mit all seinen Unsicherheit (und auch allem Unglück) zu normalisieren und anzunehmen, anstatt einem Idealbild des ewig glücklichen Lebens hinterherzujagen.
Bildung ist demnach weit mehr als das bloße Ansammeln von Wissen. Sie ist die Kunst der Persönlichkeitsentwicklung, der Auseinandersetzung mit Lebensfragen und der Erforschung sinnstiftender Dimensionen. In einer Schule, die diese Erkenntnisse anerkennt und Raum dafür schafft, können junge Menschen ihr volles Potenzial entfalten und zu selbstbestimmten Individuen heranwachsen. Lasst uns diese Erkenntnisse als Inspiration nehmen, um eine Bildungskultur zu schaffen, die nicht nur Wissen vermittelt, sondern das Leben in all seinen Facetten erfahrbar macht.